Gemeinsam Kochen, Veranstaltungen organisieren, füreinander da sein – Angelina Urbanczyk berichtet über ihr Engagement als Wohnheimtutorin.
Sie engagieren sich seit 2018 im Wohnheim in Potsdam-Golm ehrenamtlich als Wohnheimtutorin. Was hat Sie dazu bewogen?
AU: Als ich zum Studium neu nach Potsdam kam, hatte ich das Gefühl, dass es zwar ein paar Leute im Haus gab, die vernetzt und auch befreundet waren, aber insgesamt die Atmosphäre eher kühl und unverbindlich war. Es fanden vor allem kurze, oberflächliche Smalltalks statt. Das fand ich als jemand, der dazukommt, nicht so schön und gleichzeitig dachte ich mir, dass es gut wäre, wenn ich selber etwas anstoßen könnte, damit die Bewohnerschaft zusammenwächst. Ich möchte nicht nur an verschlossenen Türen vorbeigehen, sondern ich möchte wissen, wer dahinter wohnt und ich möchte darauf vertrauen können, dass ich da klopfen kann, wenn es mir mal nicht so gut geht oder jemand anderes zu mir kommen kann, wenn er ein Problem hat. Ich hatte die Hoffnung, dass ich als Wohnheimtutorin eine Art „Zuhause-Gefühl“ etablieren kann.
Und nach einem halben Jahr als Wohnheimtutorin in Golm merke ich tatsächlich einen Unterschied: Die Leute sind dankbar, man merkt, dass die Türen offen stehen und auch offen bleiben, mehr Bewegung auf den Fluren ist und die Küche häufiger frequentiert wird. Und dass wir im Rahmen des Tutorenprogramms die Möglichkeiten haben, das noch stärker auszubauen, ist natürlich toll.
Was ist die Aufgabe einer Wohnheimtutorin?
AU: Meine Aufgabe ist es, Veranstaltungen, Ausflüge, gemeinsame Essen und Spieleabende zu planen und zu gestalten. Ich schaue, worauf die Leute Lust haben und bringe das, was ich weiß, kann und bisher gemacht habe, ein. Es gibt auch Wohnheimtutoren, die regelmäßige Sportangebote auf die Beine stellen. Wir sind da total frei und bekommen bei der Umsetzung der einzelnen Aktivitäten dann sowohl organisatorische als auch finanzielle Unterstützung vom Studentenwerk.
Und welche konkreten Aktionen haben die Wohnheimtutor*innen im letzten Jahr umgesetzt?
AU: Es wurde zusammen gekocht, z.B. afrikanisch. Zu Weihnachten gab es dann ein typisch deutsches Weihnachtsessen. Das hatte ich geplant und mit der Hilfe der Mitbewohner durchführen können. Das hat wunderbar geklappt, weil ich am Ende wirklich nur die Planung gemacht habe und die Aufgaben an alle verteilt habe. Am Ende wussten alle, was zu tun ist und dann sind wir zusammengekommen und hatten einen wunderschönen, gemütlichen Abend. Oder es gab eine Jam-Session mit einem ehemaligen Mitbewohner von uns, ein Vollblut-Musiker. Golm ist ja schon etwas weiter draußen und sehr ruhig – da müssen wir eben unser eigenes Kulturprogramm organisieren.
Was zeichnet das Leben im Wohnheim aus?
AU: Bevor ich nach Potsdam kam, wohnte ich während meines Studiums immer in WGs. Mit meinem Zimmer im Wohnheim in Golm hatte ich Glück. Ich hätte mir für den Moment nichts Besseres vorstellen können. Und im Vergleich zu meinen WGs, in denen ich vorher war, ist die Wohnsituation doch schon ziemlich ähnlich. Ich fühle mich im Wohnheim gut aufgehoben und es gibt jederzeit einen Ansprechpartner auf dem Campus, Hausmeister, etc. – es ist einfach eingebettet. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass ich niemals in Potsdam hätte studieren können ohne diesen Wohnheimplatz. Es ist einfach viel günstiger als auf dem freien Wohnungsmarkt.
Außerdem gefällt mir das internationale Flair. Ich habe das Gefühl, jeden Tag in einer Fremdsprache zu kommunizieren – meistens Englisch. Manchmal bin ich in einem richtigen Englisch-Modus drin, wenn man den ganzen Tag auf Englisch kommuniziert hat. Und dann trifft man auf jemanden, mit dem man eigentlich auf Deutsch spricht und macht dann aber auf English weiter. Das ist manchmal witzig.